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Alte Sturmlampe restauriert


Restaurationen von alten Geräten war eigentlich nie in meinem Portfolio und ich habe mich da immer nie rangetraut aus Angst, dass man da mehr kaputt macht, als dass es etwas bringt. Aber als ich diese alte Lampe gefunden habe, konnte ich einfach nicht widerstehen. Immerhin ist sie um ein Vielfaches älter als ich und sollte nicht einfach langsam vor sich hin rosten.



Die Sturmlampe vor und nach der Restauration. Dem Petroleumdocht ist eine energiesparende Retroleuchte gewichen.
Die Sturmlampe vor und nach der Restauration. Dem Petroleumdocht ist eine energiesparende Retroleuchte gewichen.

Gefunden und für gut befunden


Die Sturmlampe stammt aus dem alten Hausbestand von meinen Großeltern aber selbst die beiden haben sie nicht mehr genutzt. Wann sie das letzte Mal ihre Umgebung erleuchtet hat, kann ich gar nicht sagen. Laut Aussage von Vaddy hat sogar mein Uropa Richard Zander, nach dem das Zander Holzstudio benannt ist, diese Lampe erworben, als er nach Gantikow gezogen ist. Das muss so Anfang des 20. Jahrhunderts gewesen sein.


Nachdem meine Großeltern gestorben waren, mussten wir den Hausstand auflösen und die Lampe war dabei. Zum Glück, denn ich fand sie schon damals sehr dekorativ. Nur wusste ich damals als absoluter Laie nichts damit anzufangen. Mit mehr Erfahrung und ein wenig Fantasie habe ich mich also von Neuem daran gewagt.


 

DRGM und DRP


Nur weiß man auch nicht, wie lange die Lampe zur Zeit seines Kaufs auch schon im Laden stand oder wann sie produziert wurde. Allerdings gibt es einige Indizien, die das Detektivspiel noch aufregender gemacht haben.


Auf dem Lampenglas sind zwei Kürzel aufgetragen: DRGM und DRP.


DRP steht für Deutsches Reichspatentamt. Dieses Amt hat in der Zeit von 1871 (Gründung des deutschen Kaiserreichs) bis 1945 (Ende des zweiten Weltkriegs und des dritten Reichs) die Aufsicht über Industriepatente übernommen.


DRGM steht für Deutsches Reichsgebrauchsmuster und bedeutet, dass diese Lampe aus patentierter industrieller Fertigung stand. Jedes Muster hatte eine Seriennummer und somit kann man normalerweise bestimmen, welches Muster aus welchem Jahr stammt, da pro Jahr eine gewisse Spanne an Seriennummern vergeben wurde.


Tja NORMALERWEISE hätte man hier nun auch genau recherchieren können, aus welchem Jahr die Lampe stammt, allerdings haben ich auf dieser gar keine Seriennummer finden können. Gewöhnlich wurde diese recht gut sichtbar platziert aber leider auf dieser Lampe nicht. Nun gibt es zwei Möglichkeiten, entweder sie stammt aus der Zeit, als noch keine Seriennummern vergeben wurden (also Anfang 1871) oder es wurde einfach nicht dokumentiert (vielleicht auch ein ausgemustertes Model). Jedenfalls kann man sicher sein, dass sie definitiv aus der Zeit vor 1945 stammt.


Die Prägung auf dem Glas ist ein Verweis auf das Alter der Lampe
Die Prägung auf dem Glas ist ein Verweis auf das Alter der Lampe
 

Demontieren mit Fingerspitzengefühl


Um die Lampe allerdings reinigen und entrosten zu können, musste ich diese erst einmal auseinander nehmen und das mit absoluter Vorsicht. Zunächst habe ich mich angestellt, wie der erste Mensch auf Erden, denn ich konnte einfach nicht herausfinden, wie der erste Schritt der Demontage war. Erst nachdem ich ein Video auf Youtube gefunden hatte, anhand eines ähnlichen Models, ist der Groschen endlich gefallen.


Da das Metall schon sehr rostig war, und ich auch nichts kaputt machen wollte, bin ich wirklich mit absolutem Fingerspritzengefühl herangegangen. Glasschutz abziehen, Glas herausdrehen (was eine große Herausforderung war), Rost und Petroleumdocht sowie das Metallgehäuse entfernen und dann erst einmal tief durchatmen.


Sturmlampe in die Einzelteile demontiert.
Sturmlampe in die Einzelteile demontiert.
 

Entrosten und neuer Look


Das Entrosten war wirklich einfacher als gedacht. Da ich wusste, dass ich die Lampe ohnehin neu lackieren würde, musste ich nicht auf vorige Lackschichten achten. Dies heißt jedoch nicht, dass die einfach zu entrosten war. Rostumwandler wollte ich nicht nehmen, deswegen bin ich auf Scheuermilch und feiner Stahlwolle umgestiegen. Was soll ich sagen, es hat wunderbar funktioniert, auch wenn es eine ziemliche Fummelei war.


Dann kam der Strukturlack, der gleichzeitig Rostumwandler und Rostschutz enthielt, aufgetragen. Ich wollte nicht einfach normalen Klarlack verwenden, denn die Lampe sollte den rustikalen Retrocharme behalten. Durch den Strukturlack wurde die sandige Metalloberfläche beibehalten.


Sturmlampe mit schwarzem Strukturlack versehen
Nach dem Entrosten wurde der strukturechte Lack aufgetragen
 

Strom statt Petroleum


Aus Pflege- und Sicherheitsgründen, und weil ich es auch so wollte, habe ich mich dazu entschieden, nicht wieder eine Petroleumlampe daraus zu machen, sondern lieber eine dekorative Stromleuchte zu basteln. Heutzutage gibt es ja schon sehr schöne Retroleuchten mit geringem Energiebedarf. Somit war die Entscheidung recht schnell gefallen.


Das Dochtgehäuse habe ich mit dem Dremel eingeschnitten, dass die Lampenfassung gut eingepasst hat. Die Fassung habe ich schwarz gewählt, passend zur Lampenfarbe. Um den Retrolook beizubehalten, habe ich statt einem normalen Kabel ein Textilkabel bestellt. Das macht einfach vielmehr her, als ein Kabel mit Gummimantel.


Der Petroleumtank wurde angebohrt, damit das Kabel gut durchgezogen werden konnte. Nachdem die Kabelverbindungen verschraubt waren, folgte der Zusammenbau.


 

Alte Lampe für kuscheliges Ambiente


Nach der teils recht schwierigen Montage der Lampe war ich mit dem Resultat absolut zufrieden. Sie macht wirklich was her und schafft auch in modern gehaltenen vier Wänden ein angenehmes warmes Licht. Nicht nur wurde eine sehr alte Lampe wieder neu belebt, sondern ich verbinde mit dieser Lampe auch sehr viel zu meinem Urgroßvater Richard. Ich bin sicher, es würde ihm auch gefallen, was ich daraus machen konnte. Momentan schmückt die Lampe das Esszimmer meiner Eltern, aber ich hoffe, sie auch irgendwann in meinen eigenen 4 Wänden haben zu können.


Die fertige Sturmlampe mit warmer Retrobeleuchtung
Die fertige Sturmlampe mit warmer Retrobeleuchtung
 

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Interessierst du dich für ein Servier- oder Schneidebrett aus dem Zander Holzstudio? Dann schaue doch einfach mal kurz im Shop vorbei und wähle deinen Favoriten aus. Natürlich alles absolute Unikate.


Besten Gruß aus der staubigen Werkelbude, Marco


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