top of page

Wie lange dauert ein Brettbau?

Autorenbild: Zander HolzstudioZander Holzstudio

Oft werde ich von Leuten gefragt, wie viel Zeit des denn braucht, bis ich ein im Zander Holzstudio Schneide- oder Servierbretter gefertigt habe. Das kann man natürlich nicht pauschalisieren, weil es immer darauf ankommt, ob das Brett mit oder ohne Harz gefertigt ist und welche Maße das Brett haben soll. Dazu kommen dann noch mögliche individuelle Wünsche der Kunden, die auch eingearbeitet werden möchten.


Hier zeige einfach dir einmal die einzelnen Schritte, die bis zur Erstellung eines Epoxid-Harz Bretts durchlaufen werden müssen. Zunächst beginne ich mal damit, dass meine Bretter immer Produkte aus Handarbeit sind, d.h. es gibt keine Riesenmaschinen, die die Bretter für mich formgerecht schleift und zusägt, sondern ich stehe draußen auf dem Hof oder in der Werkstatt und schleife und fräse fein von Hand. Das macht meine Bretter in meinen Augen auch etwas wertiger und zu etwas ganz Besonderem, aber es dauert auch etwas länger in der Fertigung.


Auch kommt es immer darauf an, welches Holz ich gerade zur Verfügung habe, denn wenn es um nachhaltige Holzarbeiten geht, kaufe ich kein Holz ein, sondern nutze gebrauchtes und ausrangiertes Holz, ganz im Sinne des nachhaltigen Upcyclings.


Die einzelnen Schritte sind hier mal direkt aufgelistet:




Schneidebrett "Baltic Breeze" mit Ostseesand und Kastanienholz
Schneidebrett "Baltic Breeze" mit Ostseesand und Kastanienholz; hier musste ein Vorguss erfolgen, um Sand und Muscheln zu schützen. Auch das Holz wurde vorher abgefräst und dann glatt geschliffen.

 

1. Holzvorbereitung und Boxbau (2-3 Tage)


Ohne Holz geht hier nichts. Im Zander Holzstudio arbeite ich ja ausschließlich mit ausrangiertem Holz, das ich entweder geschenkt bekomme oder gebraucht erhalten kann. Das steht ganz im Sinne der Nachhaltigkeit und des verantwortungsvollen Holzhandwerks. Neues Holz aus dem Baumarkt wird nicht gekauft, es sei denn, es handelt sich lediglich um ganz spezielle Aufträge. Aber das ist bisher noch nicht vorgekommen.


Holz ist ja bekanntlich ein Naturprodukt und kommt somit in allen Formen und mit Makeln. Somit kann die Vorbereitung schon eine Weile in Anspruch nehmen, je nachdem wie die Ausgangslage ist. Manchmal muss ich vorher die Oberfläche plan hobeln oder Holzscheiben in Form sägen, was länger dauert, als einfach ein paar kleine Stücke lose in die Form zu puzzeln.


Die Gussform setze ich auch jedes Mal wieder neu zusammen. Dazu zählt die erneute Versiegelung der Oberflächen mit Tape und Lösemittel. Zu guter Letzt werden die Fugen mit Silikon versiegelt, damit das Harz nicht entweichen kann.


Ein massiver Eichenbalken wird gerade abgeschliffen
Ein massiver Eichenbalken aus einem Kuhstall - Schwer, robust und sehr hart.
 

2. Harz - Vorguss (1 Woche)


Den Vorguss habe habe ich mir angeeignet nach dem allerersten Tisch. Naiv, wie ich damals war, habe ich die losen Holzplatten einfach reingesetzt und die Box mit Harz aufgefüllt. Das Resultat war schnell klar: Holz schwimmt und es war eine sehr klebrige Angelegenheit, die Scheiben wieder wie gewünscht zu platzieren.


Da ich öfter auch mal mit kleinen Scheiben arbeite, lohnt es sich nicht, mit Klemmen zu arbeiten. Ach das vorige Ankleben mit Silikon war nicht erfolgreich. Deswegen wird das gesetzte Holz immer mit einer dünnen 2mm Schicht von Epoxid-Harz begossen. Das sorgt dafür, dass das Holz zunächst ein wenig Harz aufsaugt und gleichzeitig kleben die Scheiben so fest, dass der Komplettguss ohne schwimmende Holzscheiben erfolgen kann.


Gerade wenn Naturmaterialien mit eingegossen werden sollen, wie z.B. Hafer, Moos, Erde, Ähren oder Sand, dann ist mindestens ein Vorguss notwendig, um das Material zu fixieren. Der Vorguss muss ungefähr 7 Tage trocknen.


 

3. Harz - Komplettguss (2 Wochen)


Der Komplettguss besteht darin, das Brett mit dem restlichen Harz zu versehen. Hier wird das gemischte Epoxid-Harz in die Zwischenräume des Holzes eingegossen. Hier wird regelmäßig gecheckt, ob die Boxversiegelung gut funktioniert hat und es keine Lücken gibt, durch die das Harz entweichen kann. Die Bretter sind maximal 5 cm stark und das Harz braucht auch mindestens 14 Tage bis zum kompletten Aushärten.


 

4. Auslösung und Oberflächenfräsung (1 - 2 Tage)


Das ist einer der aufregendsten und auch dreckigsten Schritte im ganzen Prozess. Beim Auslösen aus der Form wird die Box in einzelnen Teile zerlegt und das Brett in seiner Ursprungsform herausgenommen. Hier entdeckt man erste mögliche Makel und kann auch die nächsten notwendigen Bearbeitungsschritte besser abschätzen. Es kann simpel sein, oder deutlich mehr Aufwand bedeuten.


Mithilfe des Fräseschlittens wird dann die Oberfläche eben gefräst, dass keine Mulden oder Huckel auf der Brettoberfläche entstehen. Das ist nicht nur absolut laut, sondern auch sehr dreckig, weil trotz Absaugvorrichtung die Späne in alle Richtungen fliegen. Die Arbeitskleidung, die vorher schwarz war, ist danach hellgrau und gelblich braun, je nach Holzart.


Je nachdem wie fein das Fräsen war, muss die Oberfläche noch einmal mit dem Schwingschleifer oder dem Exzenterschleifer nachgearbeitet werden. Das kann mitunter mehrere Stunden in Anspruch nehmen, aber somit bekommt man eine ebene, glatte Oberfläche, mit der man weiterarbeiten kann. Auch sieht man dann recht schnell, ob es noch oberflächliche Makel gibt, wo ein erneuter Harzguss oder Ausbesserungen mit Epoxid-Kleber notwendig sind.


Mit der Oberfräse wird die Oberfläche von Tischplatten und Schneidebrettern plan gefräst und Unebenheiten werden entfernt. Schweißtreibend aber notwendig.
Mit der Oberfräse wird die Oberfläche von Tischplatten und Schneidebrettern plan gefräst und Unebenheiten werden entfernt. Schweißtreibend aber notwendig.

 

5. Kanten sägen und fräsen (2 Stunden)


Jetzt folgt ein Teil, den man nicht unbedingt machen muss, aber den ich immer mit einkalkuliere. Mit der Kreissäge werden die Kanten des Bretts abgesägt. Das sind ca. 3 Millimeter pro Seite, damit nicht zu viel vom Brett verloren geht. Anschließend nutze ich die Oberfräse, um alle 8 Kanten des Bretts abzurunden. Hier werden, wie im Schritt 4, auch Makel erkennbar, die ausgebessert werden müssen.


 

6. Oberflächen ausbessern und Makel beheben (optional)


Dieser Schritt ist optional, je nach Holzbeschaffenheit und der Feinheit des Fräsens. Hier werden Kratzer, Löcher oder andere Makel mit Epoxid-Harz oder Epoxid-Kleber behandelt. Im schlimmsten Fall dauert die Nachbearbeitung noch einmal 2 Wochen, bis das Harz ausgehärtet ist. In seltenen Fällen kann auch für ganz kleine Makel Holzpaste verwendet werden. Aber das wäre dann der letzte Ausweg. Danach kann die Oberfläche des Schneidebretts geschliffen werden.


 

7. Oberflächen und Kanten schleifen (4 Stunden)


Nun erfolgt ein zeitaufwändiger Schritt von mehreren Stunden. In 14 Schritten wird das Brett an allen Oberflächen und Kanten mit dem Exzenterschleifer glatt geschliffen. Hier geht man von grob auf sehr fein.


40er Körnung

60er Körnung

80er Körnung

100er Körnung

120er Körnung

180er Körnung

240er Körnung

320er Körnung

400er Körnung

800er Körnung

1000er Körnung

1200er Körnung

1500er Körnung

2000er Körnung


Nach der 2000er Körnung ist die Oberfläche glasglatt geschliffen und der nächste Schritt kann erfolgen. Allerdings ist dieser Schritt hier schön mit einigen Stunden an Arbeit verbunden (und danach braucht man erst einmal ne Pause und saubere Klamotten)


 

8. Polieren und Ölen (2 Wochen)


Einer der Schritte, die wirklich belohnend sind, ist das Polieren und Ölen des Bretts. Mit hochwertiger Politur und Schaumstoffaufsätzen, wird das Harz spiegelblank poliert. Das größte Erlebnis ist allerdings das Einölen. Hier nutze ich im Zander Holzstudio ein lebensmittelechtes, allergikerfreundliches Arbeitsplattenöl oder ein entsprechendes Hartwachsöl. Immerhin sollen die Bretter ja geschützt und gleichzeitig für die Küche nutzbar gemacht werden.


Ganz besonders schön ist es, wenn das Öl die Maserung und Farbkontraste hervorhebt. Dadurch kommt es bei meinen Brettern zum edlen Touch. Das Einölen ist besonders wichtig, nicht nur für das Aussehen, sondern auch zum Schutz des Holzes. Wie das? Gut, dass du fragst. Holz ist ja ein Naturprodukt und man sagt ja bekanntlich das Holz "arbeitet". Das bedeutet, dass Holz Feuchtigkeit aus der Umgebung aufnimmt und wieder abgibt. Das kann dazu führen, dass ich das Naturmaterial verzieht und das Brett sich wölbt.


Das Öl sorgt für eine Versiegelung der Oberfläche. Das Holz saugt das Öl auf und hat somit keine Möglichkeit Feuchtigkeit aufzunehmen. Das Öl härtet mit der Zeit aus; allerdings dauert der Prozess des Einölens pro Seite ca. 1 Woche, weil das Öl aushärten muss.



 

Fazit


Tja wie du siehst, ist der Brettbau mit einigen Schritten und Wartezeiten verbunden. Aber letztendlich ist es ein sehr belohnendes Gefühl, wenn man ein neues Brett gefertigt hat und es zu seinem Portfolio hinzufügen kann. Das Gefühl, wenn das Öl gehärtet ist und man ein positives Feedback zu seinen Arbeiten bekommt, ist für mich einfach klasse.


Mir ist es einfach auch wichtig, transparent und offen zu dir und meinen Kunden zu sein, weil einige Interessenten auch meinten, meine Produkte wären recht teuer. Allerdings stehen ich nach wie vor zu meiner Arbeit und wenn man sich die einzelnen Schritte anschaut, so ist der Aufwand der Handarbeit ersichtlich. Aber das ist nur meine persönliche Meinung und jede:r kann das auch anders sehen.


Letztendlich kann ein Brettbau schon mindestens 4 Wochen dauern, wenn ich immer hier in der Werkstatt vor Ort bin und auch die Zeit für die Bearbeitung finde. Aber gut Ding will ja bekanntlich Weile haben :)


 

Wenn dir meine Beiträge gefallen, dann freue ich mich natürlich über dein Feedback und auch über ein Abonnement von deiner Seite. Bleib dran für weitere Infos in der Zukunft.


Interessierst du dich für ein Servier- oder Schneidebrett aus dem Zander Holzstudio? Dann schaue doch einfach mal kurz im Shop vorbei und wähle deinen Favoriten aus. Natürlich alles absolute Unikate.


Besten Gruß aus der staubigen Werkelbude, Marco

50 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comentarios


bottom of page